Vom 17. bis 20. April war Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit, auf einer dreitägigen Delegationsreise in Schottland unterwegs.

Schottland/Rheinland-Pfalz |

Schottland ist ein wichtiger und starker Partner. Unser gemeinsames Ziel ist, unsere Partnerschaft noch weiter zu intensiveren sowie Hindernisse des Brexit zu überwinden. So die Worte von Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Ende ihrer dreitägigen Delegationsreise mit Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit, vom 17. bis 20. April.

Sie habe viele wertvolle Impulse mitgenommen. Schottland sei vor allem bei der Biotechnologie, den Lebenswissenschaften sowie erneuerbaren Energien ein wichtiger und starker Partner für Rheinland-Pfalz. Sie freue sich, dass sie sich als Ministerpräsidentin auf höchster Ebene mit Regierungschef Humza Yousaf, dem neuen First Minister von Schottland, austauschen konnte. Ministerpräsidentin Malu Dreyer war die erste deutsche Regierungschefin, die der neue First Minister empfangen hat. Politische Gespräche führte sie auch mit dem Minister für Außenbeziehungen, Angus Robertson, und Bildungsstaatssekretär Grame Dey sowie der stellvertretenden Parlamentspräsidentin Annabelle Ewing. Im Zentrum dieser Gespräche stand immer die Frage, wie die schottisch-rheinland-pfälzischen Beziehungen trotz Brexit fortbestehen können.

Rheinland-Pfalz sei ein wirtschaftlich sehr starker Standort und habe wie Schottland auch einen starken Fokus auf die Zukunftstechnologien.

Unsere Stärke liegt darin, dass wir immer versuchen, unserer Zeit voraus zu sein und die Transformation und den Kampf gegen den Klimawandel, eine Menschheitsaufgabe, so zu gestalten, dass unser Land zu den Gewinnern zählt. - Malu Dreyer (Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz)

Ziel sei, bis 2040 klimaneutral zu sein. Dabei sei eine CO2-neutrale Energieerzeugung extrem wichtig, Schottland könne dabei ein wichtiger Partner sein. „Das Potential zur Produktion von grünem Wasserstoff ist bei dem windigen Wetter in Schottland sehr groß“, erläuterte die Ministerpräsidentin nach der Besichtigung des Hydrogen Accelerators an der St. Andrews Universität. Bei dem Zusammenschluss von Wissenschaft, Regierung und Transportunternehmen wird an der Entwicklung von Wasserstofftechniken, erneuerbaren Energien und Speichertechnik geforscht und gearbeitet.

Die Delegationsteilnehmer Prof. Klaus Helling, Dekan des Umweltcampus Birkenfeld, und der Vorstandsvorsitzende der Mainzer Stadtwerke, Daniel Gahr, sahen viele Parallelen zu ihrer Arbeit. Neben der Grundlagenforschung seien die Anwendungen für den Mobilitätssektor auch für Rheinland-Pfalz interessant. So wollen die Stadtwerke, die bereits Wasserstoffbusse einsetzen, einen Austausch mit den Forschern und Forscherinnen aus St Andrews eingehen.

Wir haben in Rheinland-Pfalz mit dem Nutzfahrzeug-Cluster bei Daimler Wörth bereits ein großes IPCEI-Projekt, auch dort geht es darum, das schädliche Klimagas CO2 im Verkehrssektor zu reduzieren. Schottland und Rheinland-Pfalz setzen beide auf Wasserstoff als CO2-neutralen Energieträger, um den Klimawandel zu stoppen. - Malu Dreyer (Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz)

Dreyer verwies auf die Wasserstoff-Roadmap von Rheinland-Pfalz sowie auf die bald erscheinende Sektorenstudie zum Wasserstoff. Rheinland-Pfalz habe mit Unternehmen wie der BASF oder SCHOTT einen hohen Energiebedarf und solle Modellregion für grünen Wasserstoff werden. Mit der Nähe zu den Häfen in Belgien und den Niederlanden sei Rheinland-Pfalz gut für Wasserstoff-Exporte zu erreichen. Sie habe sich auch darüber mit First Minister Humza Yousuf ausgetauscht und kündigte an, sich auch weiterhin bei der Bundesregierung dafür einzusetzen, so die Ministerpräsidentin.

Zentrum für Biotechnologie: Klinik, Wissenschaft und Unternehmen zusammenbringen

Beide Länder förderten zudem stark Biotechnologie und Lebenswissenschaften, unterstrich Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Rheinland-Pfalz habe mit der Förderung und Entwicklung der M-RNA-Forschung zur Krebsforschung und Impfstoffentwicklung große Erfolge erzielt und sei bei der Weiterentwicklung der Lebenswissenschaften auf einem sehr guten Weg. Schottland sei in manchen Bereichen einen Schritt voraus, erläuterte die Ministerpräsidentin. Daher habe die Delegation das BioQuarter in Edinburgh, ein 167 Hektar großes Zentrum für Lebenswissenschaften, an dem rund 8.000 Menschen arbeiten, sowie die Universität von Glasgow, Mitglied in der schottischen Universities Life Sciences Alliance (SULSA) besucht.

Hier wird unter anderem an der Bekämpfung der Alterskrankheiten Parkinson und Alzheimer geforscht. Mit dem IMB (Institut für Molekularbiologie), dem TZM (Technologie Zentrum Mainz – Innovations- und Gründerzentrum für Biotechnologie und Life Sciences) und dem Zentrum für Translationale Onkologie (TRON) habe Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren die Weichen gestellt. Die Landesregierung werde in den kommenden zehn Jahren 100 Millionen Euro in den Ausbau der Biotechnologie investieren, unterstrich die Ministerpräsidentin. Biologie, Chemie, Informatik, Big Data, Künstliche Intelligenz und Technik gehörten dabei zusammen.

Wir müssen Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Startups, Spinn-offs und Kliniken zusammenbringen, alle diese Akteure noch besser vernetzen und international arbeiten. Mit interdisziplinärem Arbeiten können wir die Geschwindigkeit bei der Entwicklung von neuen Medikamenten steigern. Davon profitiert schlussendlich die ganze Gesellschaft. - Malu Dreyer (Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz)

Die Forschungsergebnisse müssten schnell bei den Patienten ankommen und die Erlöse wieder zurück in Wissenschaft und Forschung fließen, sagte Wissenschaftsminister Clemens Hoch.

Trotz Brexit weiter international studieren

Desweiteren hat die Delegation die Craigmount Highschool Edinburg besucht, ein Flaggschiff der Kooperation von Rheinland-Pfalz beim Austausch von Lehramts-Studierenden, koordiniert vom Schottland-Hub der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dort haben Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschaftsminister Clemens Hoch an einer Unterrichtsstunde teilgenommen, bei der deutsche Lehrassistenten aus Bad Dürkheim, Mainz und Altendiez im Einsatz waren.

Wir müssen die Hürden und Beschwernisse beim Austausch von Studierenden reduzieren, die durch den Brexit aufgebaut wurden. - Malu Dreyer (Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz)

Dreyer kündigte an, sich dafür einzusetzen und entsprechende Programme zu erarbeiten. So könnten ab Mitte Mai Anträge für den Tandem-Forschungsfonds eingereicht werden.

Rheinland-Pfalz sei ein offenes, internationales Land. Der Austausch von Studierenden und von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern müsse auch weiterhin gut möglich sein. „Er ist die Grundlage für eine funktionierende internationale Zusammenarbeit“, so die Ministerpräsidentin und der Wissenschaftsminister beim Austausch mit deutschen Studierenden an der Universität von Glasgow.

Zum Hintergrund

Begleitet wurde die Ministerpräsidentin von Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit, sowie Vertreterinnen und Vertretern der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, deren Scotland-Hub ein Dreh- und Angelpunkt der rheinland-pfälzisch-schottischen Beziehungen ist. Desweiteren waren Mitglieder des Biotechnologierats und des Zukunftsrats Nachhaltige Entwicklung sowie Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen, Versorgungsunternehmen und der Medien Teil der Reisedelegation. Im Einzelnen: Daniel Gahr, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke; Prof. Dr. Klaus Helling, Professor für Betriebswirtschaftslehre, Dekan des Fachbereichs Umweltwirtschaft/-recht an der Hochschule Trier/ Umweltcampus Birkenfeld; PD Dr. Sigrid Rieuwerts, Dozentin für englischsprachige Literaturen und Kulturen / Schottland-Beauftragte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) sowie Dr. Hendrik von Büren, Senior Director und Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG.