Mohammad Ebrahim arbeitet als Medizinisch-Technischer Radiologie-Assistent in der Praxis für Strahlentherapie in Neuwied.

Menschen helfen, Dankbarkeit erfahren, ihre Genesungsprozesse beobachten, mit ihnen hoffen und mitfühlen – Erlebnisse wie diese hat Mohammad Ebrahim fast täglich. Der 34-Jährige arbeitet als Medizinisch-Technischer Radiologie-Assistent (MTRA) in der Praxis für Strahlentherapie in Neuwied.

Auf Basis von Befunden und in Abstimmung mit den Ärzten setzt er Behandlungstherapien um. Viele der Patient*innen haben eine Krebserkrankung. Herr Ebrahim bedient das Instrument der Computertomografie (CT), um Wachstum und Rückgang von Tumoren zu dokumentieren. Und er betreut Patient*innen während ihrer Strahlentherapie. Die Aufgabe von Mohammad Ebrahim ist es, die komplexen Medizintechnik-Geräte für den jeweiligen Patienten so präzise zu programmieren, dass mit der entsprechenden Strahlendosierung und dem zielgerichteten Bestrahlungsfeld ein maximaler Behandlungserfolg sichergestellt wird. Neben der Programmierung und Steuerung des Geräts während der Untersuchung wertet Mohammad Ebrahim die Ergebnisse anhand der Computerdaten auch aus. Zusammen mit den Radioonkologen in der Praxis wird daraufhin der weitere Behandlungsplan aufgestellt.

Vor der Untersuchung ist der MTRA nah beim Patienten und zeigt ihm, welche Position er für das CT oder die Bestrahlung einnehmen muss. Einfühlsam müsse er sein, und manchmal auch den Patient*innen die Angst vor der Untersuchung in der „Röhre“ nehmen, so erzählt Herr Ebrahim. Genau diese Vielfältigkeit, und vor allem der Umgang mit Menschen, denen er helfen will, seien die Gründe, warum er seinen Beruf so liebt.

Mit der Anpassungsqualifizierung zur Anerkennung

Sein Chef, Dr. med. Christoph Thilmann, ist voll des Lobes für seinen Mitarbeiter. Seit August 2020 hat Mohammad Ebrahim eine Festanstellung in der Praxis für Strahlentherapie Neuwied, die sich direkt im Sockelgeschoss des DRK-Krankenhaus befindet. Schon als er 2018 ein Praktikum absolvierte, habe Mohammad Ebrahims Kompetenz ihn überzeugt. „Vor allem das hohe Maß an Motivation, die Erfahrung und wie schnell er Deutsch gelernt hat, fand ich beeindruckend“, gesteht der Praxisinhaber. In der Tat hatte Mohammad Ebrahim bereits in seiner Heimat Syrien nach einer Ausbildung zum MTRA sechs Jahre im Krankenhaus in Aleppo sowie in einer Praxis für Diagnostik gearbeitet.

2016 verließen er und seine Frau Syrien und mussten dann in Deutschland neu anfangen. Schnell lernte Mohammad Ebrahim Deutsch, zunächst im Selbststudium, da er sich im Asylantragsverfahren befand und daher die Teilnahme an Sprachkursen noch nicht möglich war. Sobald es ging, besuchte er die Sprach- und Integrationskurse vom Sprachniveau A2 bis hin zu C1. In diesem Zeitraum kontaktierte er auch das Jobcenter Mayen-Koblenz, Partner im IQ Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz. Hier half man ihm bei der Anerkennung seines ausländischen Abschlusses und der notwendigen Übersetzungen der Zeugnisse. Die Unterlagen reichte er dann beim Landesamt für Jugend, Soziales und Versorgung Rheinland-Pfalz (LSJV) ein. Das LSJV als anerkennende Stelle prüfte und kam zu dem Ergebnis, dass für die volle Anerkennung seines Abschlusses eine Anpassungsqualifizierung nötig sei. „Zwar ist die Ausbildung in Syrien ähnlich wie die in Deutschland. Aber mir fehlten die Ausbildungsbereiche Strahlentherapie und Nuklearmedizin“, berichtet Herr Ebrahim.

Auf der Suche nach einer entsprechenden Qualifizierungsmaßnahme half Dr. Thilmann, in dessen Praxis er damals Praktikant war. Die Finanzierung der Anpassungsqualifizierung, die er im Klinikum Lüdenscheid in Dortmund zwischen Oktober 2019 und Juni 2020 machen konnte, stellte das Jobcenter Mayen-Koblenz mit einem Antrag auf eine Individualförderung beim IQ Netzwerk Rheinland-Pfalz als Teil des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ sicher. Für die Theoriestunden fuhr er zweimal wöchentlich nach Dortmund. Für die erforderlichen Praxisstunden in den Bereichen Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Diagnostik suchte sich Mohammad Ebrahim gleich mehrere Praxen aus, denn er „wollte so viel Erfahrung wie möglich sammeln“.

Die Prüfung beim LSJV bestand Herr Ebrahim im Juni 2020. Im August trat er seine Stelle in der Praxis für Strahlentherapie Neuwied an. Hier, im Team mit elf weiteren MTRA, vier Physikern und vier Ärzten, fühlt er sich sehr wohl. In seiner Freizeit widmet er sich ganz seiner Familie, mit der er in Weißenthurm lebt. Er verbringt Zeit mit seinem 4jährigen Sohn und unterstützt seine Frau beim Deutschlernen: Erst kürzlich bestand sie die B1-Prüfung und möchte eine Ausbildung zur Kosmetikerin machen.

Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“

Das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ zielt auf die nachhaltige Verbesserung der
Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Daran arbeiten bundesweit Landesnetzwerke, die von Fachstellen zu migrationsspezifischen Schwerpunktthemen unterstützt werden. Das Programm wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA).
Die IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung mit der Qualifizierungsbegleitung ist ein Teilprojekt des IQ Netzwerkes Rheinland-Pfalz in Trägerschaft des Jobcenter Landkreis Mayen-Koblenz. Zentrale Aufgabe der Beratungsstelle ist es, Personen mit ausländischen Berufsabschlüssen dabei zu unterstützen, eine bildungsadäquate Beschäftigung zu erhalten. Der Fokus liegt auf der Beratung zu möglichen Anerkennungsverfahren als auch auf der Vermittlung von entsprechenden Anpassungsqualifizierungen.
www.iq-rlp.de ; www.netzwerk-iq.de