Schon seit Wochen erschallt Waidmannsheil in allen Kanälen. Im Zielfernrohr der medialen Empörung kein Geringerer als Sänger und Lyriker Till Lindemann.

von Friedrich W. Dittmann

Schon seit Wochen erschallt Waidmannsheil in allen Kanälen. Im Zielfernrohr der medialen Empörung kein Geringerer als Sänger und Lyriker Till Lindemann, der neue Käpt‘n Ahab.

Willy, mein Kater, und ich haben keine Lust, am Lagerfeuer von MeToo gegrillt zu werden.

Deshalb zur Klarstellung: Wenn der Vogel das gemacht hat, was ihm vorgeworfen wird, mag er in der Hölle schmoren und eine Zeit lang hinter Gittern verbringen.

Bis zu diesem Tag braucht sich niemand vor Konzertsälen festzukleben, noch nach Awarenessbeauftragten zu schreien oder die männliche Niedertracht zu beklagen. Es gilt schlichtweg die Unschuldsvermutung.

Bis exakt diesem Tag werden Kater und Kolumnist laut vernehmlich bekunden, dass Rammstein eine unserer Lieblingsbands ist und Lindemann nicht nur ein charismatischer Sänger, sondern auch einer der besten Lyriker der Szene ist. Wir behalten auch die Bandshirts an.

Der Vortrag der klagenden Damen verwundert. Wenn man weiß, dass der gute Till die 60 Lenze überschritten hat und gut zwei Stunden auf der Bühne mit höchstem körperlichen Level abrockt, dürfte er nicht nur Sänger, sondern auch Zauberkünstler sein, wenn sein körperlicher Einsatz solche Zugaben verkraftet. Chapeau.

Zudem werden die Damen sich auch nicht völlig ahnungslos in die Aftershows verirrt haben.

Zugegeben, manche Texte sind irritierend und gelegentlich überkommt Lindemann eine pubertierende Attitüde, z. B. wenn er auf seinem Kunstpenis reitet. Aber macht ihn das zum Vergewaltiger? Es gibt immer noch so etwas wie Freiheit der Kunst. Sonst wären Charles Bukowski oder Francois Villon nicht denkbar gewesen.

Gibt es einen Grund, sich zu diesem Zeitpunkt als Verlag von einem Autor zu trennen. Sollen als Nächstes die Bücher brennen.

Der gute Rio Reiser würde sich im Grab umdrehen, wenn er die Sprüche seiner Exmanagerin Claudia Roth hören würde.

Hat denn jeder Kachelmann vergessen? Der gute Mann konnte trotz lupenreinem Freispruch seine Karriere für immer begraben.

Rammstein war schon einmal Ziel einer Kampagne, als man sie als rechtsradikal ortete, nur weil Till das „r“ so schön rollt. All‘ jene die sich jetzt im Scheine heilen, sollten sich an den nachgewiesenen Missbrauchsfällen der Kirche abarbeiten, anstatt eine Rockband voreilig zu stigmatisieren.